# Gastronomie

Sprachbarrieren in der Ausbildung abgebaut

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Rubel Ahmed vom Landhaus Schieder bei der Herstellungdes Parfaits.

Shree Shamal Saha (Fachkraft im Gastgewerbe) mit Prüferin Maria Klostermann.

Erste Flüchtlinge beenden ihre Ausbildung in der lippischen Gastronomie erfolgreich

Als die Anspannung verflogen war, flossen am Ende doch ein paar Tränen. Mit dem Servieren seines Prüfungsdesserts hatte Rubel Ahmed diesen Sommer in den Räumlichkeiten des Felix-Fechenbach-Berufskollegs als erster Flüchtling seine Ausbildung zum Koch erfolgreich beendet. Weitere werden ihm hoffentlich folgen, denn mittlerweile ist jeder fünfte Auszubildende in der lippischen Hotellerie und Gastronomie in den letzten vier Jahren als Flüchtling nach Lippe gekommen, bei den Köchen sogar jeder vierte. „Dieses unterstreicht die hohe Integrationsleistung des lippischen Gastgewerbes und der beteiligten Institutionen“, erklärt Sven Jacobi vom Felix-Fechenbach-Berufskolleg, Vorsitzender des Arbeitskreises Ausbildung im DEHOGA Lippe. Die beteiligten Unternehmen sowie das Berufskolleg und die IHK werden dadurch während der Ausbildung und im Zusammenhang mit der Abschlussprüfung vor zusätzliche Herausforderungen gestellt. Im Unterricht des Berufskollegs ist eine noch stärkere Differenzierung nötig und die Betriebe müssen viel Aufwand zusätzlich betreiben, um die Ausbildungsinhalte zu vermitteln.

 

Da das im Hinblick auf die speziellen Anforderungen des schriftlichen Teils der Abschlussprüfungen aber nicht ausreichend erschien, haben die beteiligten Partner IHK Lippe zu Detmold, DEHOGA Lippe und Felix-Fechenbach-Berufskolleg ein gemeinsames Konzept erstellt:

Seit Februar schulen Ausbilderinnen und Ausbilder mit Prüfungserfahrung aus den lippischen Betrieben gemeinsam mit Lehrkräften und Sprach- und Integrationscoaches aus dem Berufskolleg diese Auszubildenden im Hinblick auf die besonders schwierigen Prüfungsanforderungen. Das betrifft die Prüfungssituation an sich, aber insbesondere auch die spezielle Sprache, wenn z.B. „Merkmale Erläuterungen zugeordnet und die entsprechenden Kennziffern in die nebenstehenden Felder übertragen“ werden sollen. Hier setzt die Arbeit von Priscilla Slabon an. Die Expertin für die Vermittlung von Deutsch als Fremdsprache übt mit den Auszubildenden Strategien, das Gelernte mit der Alltagssprache zu verknüpfen und langfristig im Gedächtnis zu behalten. Als langjährige Prüfungsausschussmitglieder wissen Jürgen Rabe und Sven Jacobi darüber hinaus um die Tücken im schriftlichen Teil. Hier gilt es durch Aufklärung und Erklärung Ängste vor der Prüfungssituation abzubauen und die Fachbegriffe aus dem Berufsfeld und der speziellen Wirtschaftslehre handlungsorientiert zu vertiefen. Andreas Niehage vom DEHOGA Lippe ergänzt das Angebot mit der Unterstützung der Auszubildenden bei der Erstellung und Umsetzung der Prüfungsmenüs.

 

Insgesamt gibt es zwei Kurse im Anschluss an den Berufsschulunterricht. Ein Kurs richtet sich an die Auszubildenden im ersten und zweiten Ausbildungsjahr, der andere an die Auszubildenden im dritten Ausbildungsjahr kurz vor der Abschlussprüfung. Drei der sechs Auszubildenden aus dieser Gruppe haben in diesem Monat ihren schriftlichen Prüfungsteil geschrieben, wobei zwei bestanden haben. „Dieses ist ein Erfolg der Maßnahme. Ohne die spezielle Vorbereitung wären die Chancen dazu sehr gering gewesen“, erklärt Jürgen Rabe. „Dabei sprechen wir hier nur über die letzten paar Prozent zum Bestehen. Der Großteil des Erfolges baut auf der intensiven Arbeit des Ausbildungsbetriebes und selbstverständlich auf der Motivation und dem Engagement der Auszubildenden selbst auf.“

 

Einer dieser Auszubildenden ist Rubel Ahmed aus Bangladesch. Im Landhaus Schieder haben ihn Norbert Lange und sein Team drei Jahre lang nicht nur fachlich gut ausgebildet sondern auch viel Hilfe nebenher geleistet. „Bevor ich meinen Führerschein hatte, haben mich Kollegen oft abgeholt und herumgefahren“, erläutert Rubel Ahmed. Trotz der Freude über den bestandenen schriftlichen Prüfungsteil ging sein Blick danach gleich nach vorn: „Jetzt will ich die praktische Prüfung nicht ‚bestehen‘. Ich will sie gut bestehen!“ Das ist ihm nun gelungen, an seinem praktischen Prüfungstag erreichte er das beste Ergebnis aller Prüflinge!

Am Tag darauf war es auch für Shree Shamal Saha soweit: Nach dem schriftlichen bestand er auch den praktischen Teil der Abschlussprüfung zur Fachkraft im Gastgewerbe. Ein Anschlussvertrag als Schichtleiter bei McDonalds ist nun der Lohn für seine Anstrengungen. Auch Rubel Ahmed wird der lippischen Gastronomie erhalten bleiben und weiter im Landhaus Schieder arbeiten.

 

„Wir schöpfen daraus die Motivation, jetzt auch die Winterprüflinge fit zu machen“, erklärt Sven Jacobi und blickt in die Zukunft: „Darüber hinaus sollten wir anstreben, den schriftlichen Teil der Abschlussprüfungen generell sprachlich und von der Struktur her leichter verständlich zu gestalten. Denn man darf nicht vergessen, dass auch immer mehr muttersprachlich mit Deutsch aufgewachsene Auszubildende Schwierigkeiten mit der Prüfungssprache haben.“ Das bedeute nicht, das Niveau herabzusetzen. „Im Gegenteil: Wenn die sprachliche Hürde geringer wird, tritt die fachliche Anforderung einer Aufgabe mehr in den Vordergrund.“

 

Informationen zur Sprachförderung für die Abschlussprüfung gibt Herr Jacobi: s.jacobi@ffb-lippe.de